Gartenanlage Hacettepe University |
Eigentlich ist die Türkei nichts als Tundra und Steppe.
Überall nur leere, verdorrte Wiesen, wenn da nicht die Wassersprenzer wären,
die tagsüber Produzenten matschiger Wiesen sind und abends zu angriffslustigen
Biestern mutieren, vor den man sich überall in Acht nehmen muss. Hier wird der
Heimweg zum Schlafzimmer eine echte Herausforderung: Wie man es aus den
Matrix-Filmen kennt, stehe ich vor einem Weg, der von links und rechts
abwechselnd bewässert wird. Ich warte kurz ab, um ein Muster zu erkennen, in
welchem Moment ich denn jetzt losrennen kann. Jetzt! Ich winde, hüpfe und
sprinte den Rest des Weges, um nur nicht
nass zu werden. Einen Blick hinter mich werfend, erkenne ich, dass ich die
Aufmerksamkeit von zwei streunenden Hunden gewonnen habe! Super! Meine ersten
Fans! Sie bellen aufgeregt und hetzen hinter mir her, während ich versuche
meine trockengebliebene Haut ins sichere Gebäude zu retten ohne zerfleischt zu
werden. An dieser Stelle werden die fiesen Wassersprenzer zu meinen Rettern, in
dem sie die noch fieseren Hunde bespritzen und damit in die Flucht schlagen!
Ja, zwischen Sieg und Niederlage liegt oftmals nur ein
Wassersprenzer. Das ist auch
charakteristisch für die Hacettepe University und deren Kultivierungswahn. Weit
hinter den Lehrgebäuden, ca. 2 km einer leeren Straße folgend, gelangt man in
einen künstlich angelegten Wald. So etwas Unheimliches habe ich noch nie
gesehen. Eine riesige Fläche (ca. Konstanzer Innenstadt) voll mit symmetrisch
nebeneinander gepflanzte Nadelbäume (alle gleiche Art) und sonst nichts. Kein
Strauch, keine Tiere, keine Pflanzen – nur dunkler Nadelwald. „Von einem Hügel
aus ähnelt irgendwie einem Lego-Bauplan“, denke ich und folge den Erasmusleitern,
die uns voller Stolz durch diese „Oase der Natur“ führen, aus deren
Seitenränder Wasserrohre schauen, die auf ein gigantisches, unterirdisches
Bewässerungssystem hindeuten. Ach ja, zu einem künstlichen Wald gehört
natürlich auch ein künstlicher See in der Mitte. Und natürlich gehören zu einem
künstlichen See auch ein paar extra dafür angeschaffte Gänse und Schwäne, denen
man, um ihrer Flucht aus diesem künstlichen Paradies vorzubeugen, die Flügel
gestutzt hat. Die Uni-Gänse und Uni-Enten dienen nämlich sowohl der Atmosphäre
dieses himmlischen Ortes, als auch der Belustigung der Studenten, welche die
Haustiere mit extra dafür erworbenem Tierfutter bewerfen dürfen. Ach wie
romantisch.
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