Donnerstag, 30. August 2012

Den letzten beisen die Hunde



Gartenanlage Hacettepe University
Eigentlich ist die Türkei nichts als Tundra und Steppe. Überall nur leere, verdorrte Wiesen, wenn da nicht die Wassersprenzer wären, die tagsüber Produzenten matschiger Wiesen sind und abends zu angriffslustigen Biestern mutieren, vor den man sich überall in Acht nehmen muss. Hier wird der Heimweg zum Schlafzimmer eine echte Herausforderung: Wie man es aus den Matrix-Filmen kennt, stehe ich vor einem Weg, der von links und rechts abwechselnd bewässert wird. Ich warte kurz ab, um ein Muster zu erkennen, in welchem Moment ich denn jetzt losrennen kann. Jetzt! Ich winde, hüpfe und sprinte den Rest des Weges, um  nur nicht nass zu werden. Einen Blick hinter mich werfend, erkenne ich, dass ich die Aufmerksamkeit von zwei streunenden Hunden gewonnen habe! Super! Meine ersten Fans! Sie bellen aufgeregt und hetzen hinter mir her, während ich versuche meine trockengebliebene Haut ins sichere Gebäude zu retten ohne zerfleischt zu werden. An dieser Stelle werden die fiesen Wassersprenzer zu meinen Rettern, in dem sie die noch fieseren Hunde bespritzen und damit in die Flucht schlagen!
Ja, zwischen Sieg und Niederlage liegt oftmals nur ein Wassersprenzer.  Das ist auch charakteristisch für die Hacettepe University und deren Kultivierungswahn. Weit hinter den Lehrgebäuden, ca. 2 km einer leeren Straße folgend, gelangt man in einen künstlich angelegten Wald. So etwas Unheimliches habe ich noch nie gesehen. Eine riesige Fläche (ca. Konstanzer Innenstadt) voll mit symmetrisch nebeneinander gepflanzte Nadelbäume (alle gleiche Art) und sonst nichts. Kein Strauch, keine Tiere, keine Pflanzen – nur dunkler Nadelwald. „Von einem Hügel aus ähnelt irgendwie einem Lego-Bauplan“, denke ich und folge den Erasmusleitern, die uns voller Stolz durch diese „Oase der Natur“ führen, aus deren Seitenränder Wasserrohre schauen, die auf ein gigantisches, unterirdisches Bewässerungssystem hindeuten. Ach ja, zu einem künstlichen Wald gehört natürlich auch ein künstlicher See in der Mitte. Und natürlich gehören zu einem künstlichen See auch ein paar extra dafür angeschaffte Gänse und Schwäne, denen man, um ihrer Flucht aus diesem künstlichen Paradies vorzubeugen, die Flügel gestutzt hat. Die Uni-Gänse und Uni-Enten dienen nämlich sowohl der Atmosphäre dieses himmlischen Ortes, als auch der Belustigung der Studenten, welche die Haustiere mit extra dafür erworbenem Tierfutter bewerfen dürfen. Ach wie romantisch.

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