Ich nehme alles zurück! Alles! Das Gelände der Universität
Hacettepe umfasst nicht das Gelände des Europaparks, sondern sicherlich das
doppelte! Hier gibt es nicht nur eine Rolltreppe im Freien, sondern auch
Football-Stadion(!), ein Fitnessstudio, ein Kletterpark und selbst ein eigenes,
vollausgestattetes Krankenhaus befindet sich hier. Mich würde es nicht wundern,
wenn es hier unter jedem Haus Sicherheitsbunker geben würde. Einfach so zum
Spaß. Weil sie es können. Hacettepe gleicht einer autarken Sicherheitszone mit
eigenen Regeln, gebündelt unter dem Patriotismus und der Liebe zu Atatürk.
Atatürk ist mehr als nur omnipräsent. Selbst Hacettepe kann nicht ohne ein
Denkmal von 20m Höhe, auf der seine wichtigsten Worte wie „Man muss glücklich
sein, sich ein Türke nennen zu können“ beschriftet sind, auskommen.
Wir lernen: Bei 36° im Schatten gehört es zu der
bürgerlichen Pflicht eines Erasmusstudenten ein Bild unter jenem Schriftzug zu
machen. Klar, wir sind ja auch angehende Türken, oder etwa nicht? Das behauptet
zumindest der Prof. Dr. der Literaturwissenschaften hier, der, ihr ahnt es
bereits, kein Englisch kann und sich deswegen einen Iraner als Übersetzer
geholt hat. Dieser Prof. Dr. der Literaturwissenschaften ohne
Englischkenntnisse (ich überspitze das, weil ich es bisher für absolut
unmöglich gehalten habe, dass so etwas existiert), berichtete in seiner
Eröffnungsrede des Sprachkurses, dass wir die absolut richtige Wahl getroffen
haben und das die (Zitat:) „Weltsprache“ uns viele Chancen eröffnen kann und
wir gleichzeitig dazu beitragen, dass wir die türkische Kultur besser
verstanden wird. Nun denn, wir wollen folgen. Für einen kurzen Moment überhören
wir die darunter befindlichen Minderwertigkeitskomplexe des türkischen
Nationalismus und fühlen uns in unserer Wahl und unserem auferlegten „Auftrag“
bestätigt. Denn: „Man muss glücklich sein, sich ein Türke nennen zu können“.
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