Donnerstag, 3. Januar 2013

Trip nach Istanbul

Ein Reisebericht aus der Feder von Matze, Kai und Anja

Mit ein paar Vorurteilen im Gepäck aber großer Vorfreude machten wir uns über den Jahreswechsel 2012/2013 auf in die türkische Metropole Istanbul. Schon der Weg vom Flughafen zu unserem Hostel, gelegen in der Nähe der Partymeile und dem kulturellen Zentrum der Stadt, machte uns deutlich, dass diese Stadt ganz anders ist, als wir es bisher von anderen deutschen und europäischen Metropolen gekannt haben. Beim Umstieg von der Metro in die Tram, bei dem wir eine kleine Unterführung passierten, wurde uns erstmals klar, dass der Handel hier nicht in Kaufhäusern, sondern wohl größtenteils auf der Straße stattfindet. Eine kleine, unbedeutende Unterführung war vollgequetscht mit Verkaufsständen, und diese waren wiederrum vollgequetscht mit Waren soweit das Auge reichte. Ein erster Eindruck, der sich aber in den nächsten Tagen bestätigen sollte. Ein paar Beispiele: An quasi jeder Ecke waren Stände zu finden, an denen man frisch gepressten Saft für umgerechnet 50-80 Cent kaufen konnte. Egal wo man hinkam wurde man sofort angesprochen, ob man denn nicht einkehren möchte, vor allem vor Gastronomielokalen.
Bei der Masse an Geschäften frage ich (Kai) mich: Wie können die denn alle überleben? Die nehmen sich doch gegenseitig die Kunden ab? Vielleicht wird deshalb so aggressiv Straßen-Marketing gemacht.

 Die Geburtsstätten dieses „Handelsprinzips“ sind natürlich die großen Basare, der Gewürzbasar und der Grand-Basar. Das muss man einfach erlebt haben. Hier wird grundsätzlich um jeden Preis verhandelt. Im schlimmsten Fall trifft hier aber auch auf europäischen Geiz oder lokale Touristenabzocke. Die Kunst liegt darin einen für beide Seiten fairen Preis zu finden. Die Verkaufsmentalität kann einem aber auch nach einer Weile ganz schön auf die Nerven gehen. Man möchte einfach einmal in Ruhe eine Speisekarte anschauen, um dann in Ruhe etwas auszuwählen, doch sobald man nur geringstes Interesse am Verkaufsprodukt zeigt, ist der Verkäufer zur Stelle und versucht mit allen Möglichkeiten seiner Kunst, dich um den Finger zu wickeln.
Kleine Ergänzung zum Essen: Wie ich es erwartet hatte, gibt es in Istanbul wirklich unzählige Dönerbuden zu finden. Die Döner waren im Normalfall auch mit umgerechnet ca. 1,50€ sehr günstig. Jedoch: Soße ist den Türken wohl ein Fremdwort. Mit dem deutschen Verständnis von Mahlzeiten, bei denen das Essen regelrecht in Soße ertrinken muss, stößt man hier leider auf Unverständnis. Man muss froh sein, wenn man irgendwo Ketchup findet, um seinem Essen die nötige Flüssigkeit zu verabreichen.

Kumpir!
Aber die türkische Küche weist nicht nur Döner auf, sondern man auch Spezialitäten wie „Kumpir“. Eine unterarmdicke Kartoffel, die aufgeschnitten mit Butter und Käse innen weich geschlagen wird und dann mit einer Auswahl an Salaten (von Bulgur- bis zu Fleischsalat alles) vollgestopft wird. Einfach nur köstlich! Aber so etwas sucht man in türkischen Lokalen in Deutschland vergebens. Leider.

Rückblickend ist die Stadt mit den Adjektiven: riesig, laut, bunt, crazy und durchgeknallt ziemlich gut beschrieben. Wenn man durch die Straßen läuft, trifft man auf eine unglaubliche Anzahl von Menschen. Kein Vergleich zu Berlin und auch New York kann hier nicht mehr mithalten. Die Größe der Stadt mit offiziell gemeldeten 13,1 Millionen Einwohnern, ist natürlich schon heftig für ein Landei wie mich (Matze): Auf jedem deiner Wege durch die Stadt schieben sich unglaubliche Menschenmassen an dir vorbei, was, wenn man es nicht gewohnt ist, schon ein bisschen einschüchternd wirken kann. Und tatsächlich braucht man auf dem Weg vom Flughafen ins Zentrum der Stadt mindestens 1,5 Stunden, so lange wie von Baden-Baden Zentrum nach Stuttgart Zentrum. Auch der Verkehr erliegt zumindest in den Stoßzeiten regelmäßig, obwohl sich viele bei den teuren Spritpreisen gar kein Auto leisten können. Der Liter Benzin liegt bei ca. 2€.


Unser Programm in den 5 Tagen war natürlich geprägt von Dingen, die man „gesehen haben muss“ wie der Blauen Moschee (vor allem für Kai als Bauingenieur interessant), der unterirdischen Zisterne, einem Besuch im Hamam oder dem Besuch Europas höchster Aussichtsplattform im Nordosten der Stadt, von wo aus man einen phänomenalen Blick über die Stadt und nachts über ein grandioses Lichtermeer hat. Für mich persönlich mit Sicherheit eines der Highlights unseres Besuchs.

Natürlich sind wir auch mehrmals in das Nachtleben der Stadt eingetaucht. Man geht vor halb 2 Uhr morgens eigentlich nicht weg, Sperrstunde gibt es nicht, viele Clubs schließen erst morgens um 9 Uhr oder gar noch später. Man fühlt sich auf der Partymeile „Istiklal“ ein wenig wie auf St. Pauli – nur 10x so groß. Istiklal ist eine 3 km lange Straße, in der sich Leute aus ganz Europa, wahrscheinlich der ganzen Welt tummeln (allein in unseren 8ter Zimmer trafen wir: 1 Australier, 2 Slowaken und 2 Inder, beim Frühstück eine US-Amerikanerin). Menschen, die Istanbul zu dem machen, was es ist: Eine Stadt, die NIEMALS schläft.
Den Dauerbetrieb macht sich vor allem in der Qualität des Straßenbelags bemerkbar: An vielen Stellen ist es holprig oder gar aufgerissen, sodass der Asphalt für mich (Matze) des Öfteren zur fiesen Stolperfalle wurde.

Apropos niemals schläft: Auch an die Gebetsrufe mussten wir uns gewöhnen. Aus gigantischen Lautsprechern schallt es bereits morgens um 5:30 Uhr, wenn man gerade Heim gekommen ist, von den Türmen der Moscheen. Ein Klang, an den man sich sicherlich erst gewöhnen muss.

Den Silvesterabend verbrachten wir auf einem Boot auf dem Bosporus. Wir freuten uns bei diesem grandiosen Blick auf das große Feuerwerk. Alles war angerichtet nur das Feuerwerk scheinbar nicht… Es blieb größtenteils aus, nur einige Privatleute schossen wohl ein paar Raketen in den Himmel. Naja, trotzdem ein toller Abend.

Alles in allem ein sehr gelungener Trip, auch dank der tadellosen Planung unsres Reiseführers ;-) Wir hatten so die Möglichkeit auch, abweichend von Touristenprogramm, einige andere schöne Flecken der Stadt zu entdecken, waren in einer kleinen Eckkneipe türkisch frühstücken, tranken türkische Milchgetränke (Salep), besuchten eine traditionelle Shishabar auf der asiatischen Seite Istanbuls und lernten dort wie man richtig Backgammon spielt (traditionell hier).

Danke nochmal für alles!

Und um auf die Vorurteile von anfangs zurückzukommen: Es gibt Türken, die in Deutschland leben und Türken, die in der Türkei leben ;-). Die Türken, die wir hier kennenlernen durften, haben uns wirklich schwer beeindruckt. Außerdem ist die Türkei zwar sicher vom Islam geprägt, jedoch deutlich weltoffener und westlicher wie ich gedacht hätte. Natürlich gibt es sicher viele sehr traditionell lebende Leute und Familien, jedoch ist die Realität anders als ich es mir vorgestellt hatte, zumindest stellt sie sich mir nach meinen über die 5 Tage gesammelten Eindrücken so dar.
Ich (Kai) möchte auf jeden Fall wieder diese Stadt besuchen! Und zwar nicht nur, weil es dort im McDonalds einen Mega Mac gibt, sondern weil mir das „Gesamtpaket Istanbul“ einfach nur richtig gut gefallen hat. Eine wirklich einmalige Stadt mit einmaligen Leuten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen