Das was auf dem Wohnungsmarkt noch übrig war |
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Ein Tag auf Wohnungssuche in Istanbul kann nicht
besser beginnen. „Was wäre das schlimmste, was uns heute passieren könnte?“
frage ich um 7:10 Uhr meinen französischen zukünftigen Mitbewohner Joseph. Er
verdreht mehr als frustriert die Augen noch bevor ich den Satz beendet habe.
Wir haben die Schnauze voll. Istanbul ist laut und richtig anstrengend. Gestern
kamen wir an und sind bewusst zuerst zu einer bekannten Markleragentur
gegangen. Wir erhofften uns da mehr Chancen für unser neues 4 Zimmer
Appartement. Die erste Reaktion des Marklers auf unsere Anfrage: „Tja, da seid
ihr echt zum falschen Zeitpunkt in der falschen Stadt. Wärt ihr gestern
gekommen, hätte ich einiges anbieten können, aber jetzt gerade sind zu viele
auf der Suche. Ich sehe leider wenig Hoffnung für euch.“ Nach einigen Betteln
von uns zeigt er uns doch noch eine Bleibe, die gerade frei wurde. Dieses Loch,
was er als Wohnung bezeichnet, könne er innerhalb 2 Tage voll herrichten und
möblieren. „Kein Problem“, sagt er. Aber diese Absteige mit tropfender Decke,
rostbraunen Wasser und Plumpsklo kann nicht mal in unserer tiefsten Fantasie zu
einem bewohnbaren Raum werden.
Das perfekte Appartement, das nicht an uns ging |
Wir ziehen weiter. Orientierungslos folgen
wir blind meinem Smartphone mit Googlemaps zu Appartements, die wir zuvor im
Internet gefunden haben. Doch wo wir auch ankommen heißt es: nicht mehr
verfügbar.
Doch ein Hoffnungsschimmer gibt es noch. Wir finden das perfekte
Appartement in der perfekten Gegend. Eine Oase der Ruhe, Sauberkeit mit bezahlbaren
Bedingungen. 250 Euro sollen wir vorstrecken, als Zeichen, dass wir das
Appartement wirklich nehmen wollen. Da der gewöhnliche Student nicht gerade
50-70 Euro in der Tasche hat, gehen wir zur Bank um die Ecke. Naja, um die Ecke
ist vielleicht falsch ausgedrückt, denn so einfach ist das nicht. In Istanbul
gibt es ausschließlich Hügel mit 10% Steigung. Also erklimmen wir bei 34°
erneut den Hügel um die Ecke und kehren mit prallgefüllten Händen wieder. Dann
wird uns auf einmal gesagt, dass wir als nächstes zur Vertragsunterschrift die
ersten 2 Monatsmieten bar bezahlen müssen: 3500 Euro. Wir erklimmen also erneut
den Hügel, der gefühlt immer steiler wird und müssen feststellen, dass wir so
viel Geld gar nicht abgeheben können. Zurück im Büro dann eine negative
Überraschung: Die Vermieterin hat jetzt doch bereits anderen Leuten für dieses
Appartement zugesagt. Blöd gelaufen. Wir stehen mit leeren Händen da.
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