Donnerstag, 4. Oktober 2012

Krieg! Oder so...



Ihr werdet es bestimmt schon mitbekommen haben: Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan beruft sich auf Art. 4 des NATO-Gründungsvertrags, der besagt, dass ein Alliierter eine Konsultation beantragen kann, wenn er seine Sicherheit gefährdet sieht. Die letzten Opfer eines Granatenanschlags in der türkischen Grenzstadt Akçakale sind der Auslöser dieser Maßnahme. Bereits zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit hat sich damit die Türkei auf Art. 4 berufen. Das erste Mal war nach dem Abschuss eines türkischen Kampfjets am 24. Juni.
Und was kommt nach Art. 4? Artikel 5. Erst ein einziges Mal seit der Gründung der NATO 1949 ist sich auf Art. 5 der Verfassung berufen worden: am 11. September 2001. „Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten“.
Doch noch ist es nicht so weit. Während international an allen Enden versucht wird die Türkei wieder zu beruhigen und einer Eskalation vorzubeugen, begeht die türkische Armee Vergeltungsanschläge in syrischen Territorien. Wird hier versucht eine Reaktion zu triggern? Wird hier versucht endlich Hilfe aus Europa zu betteln? Mittlerweile sind über 100.000 Flüchtlinge aufgenommen worden. Es droht ein neues Afghanistan an der Grenze der Türkei zu entstehen: politische Instabilität und nichtendende Flüchtlingsströme. Der worst case für ein Nachbarland. Um das finanziell zu stemmen, mussten hier letzte Woche die Steuern erhöht werden. Aber die EU und NATO stehen ja auf der Seite der Türkei. Zumindest mit Worten. 

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