Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass ich
endlich den Osten der Türkei verlassen habe. Vor allem außerhalb der
Touristischen Saison ist der Osten ein gefährliches Pflaster. Auf jedes dritte
Auto kommt ein Militärfahrzeug. Die Militärbasen in dieser Gegend sind gesäumt
von hunderten bis zu den Zähnen bewaffneten Soldaten in Panzerwägen.
Winterlandschaft bei Kars |
In dieser Gegend wird aktiv der Terrorismus
bekämpft. Seit 30 Jahren gibt es unaufhörlich Konflikte zwischen der militanten
kurdischen Gruppe PKK, die ein von der Türkei unabhängiges Kurdistan gewaltsam
durchsetzen will, und dem türkischen Militär. Wenn man hier abends auf den
Straßen unterwegs ist, dann muss man sich an den Kontrollposten einige Fragen
gefallen lassen. „Wer bist du? Was machst du hier? Was hast du da in deiner
Tasche? Woher kommst du gerade? Zu wem möchtest du?“. Aber sobald du als Tourist identifiziert
bist, ist das eigentlich alles kein Problem mehr. Die Gastfreundlichkeit der
Türken umgibt mich wie ein Schutzschild. Meine Gastgeber in den jeweiligen
Städten können sich jedoch nicht so glücklich schätzen. „Ich möchte auch
respektiert werden! Aber Türken zeigen Türken gegenüber keine Toleranz! Ich
hatte eine ganze Zeit lang einen Hund. Ihr wisst ja, dass Hunde hier aber
meistens auf der Straße leben und deswegen ein Haus-Hund gesellschaftlich nicht
toleriert wird. Wenn Fremde das machen würden, wäre das kein Problem. Aber mich
hat in dieser Zeit kein einziger Mensch mehr auf der Straße gegrüßt. Das müsst
ihr euch mal vorstellen!“, erklärte mir mein Freund Volkan an der jetzt weit entfernten
Schwarzmeerküste. Doch hier im Osten sieht die Sache nochmal ein wenig anders
aus. Mein Gastgeber Ugur erzählt mir folgendes: „Ich kann abends nicht vor die
Tür gehen. Zu gefährlich. Ich kann nicht dort unten am See alleine angeln gehen
– die würden mich einfach abknallen, wenn ich mich verdächtig verhalte. Und
wenn ich das sage, dann meine ich beide Seiten. Das Militär und die PKK. In
diesem Krieg wird jeder zur potentiellen Zielscheibe. Nur Touristen – die sind
außen vor, weil sie mit der Sache nichts zu tun haben. Für euch ist es
größtenteils ungefährlich“. Mir wird anders als ich seinen Worten lausche und
mich daran erinnere wie wir hier in diese Stadt gekommen sind.
Naiv wie wir waren, sind wir im Dunkeln per
Anhalter gefahren und haben uns gewundert, warum keines der vorbeifahrenden
Autos anhält. Jetzt verstehen wir deren Angst. Nach 40 min bei -6° Celcius
warten, sind wir schließlich von 2 Jungs mitgenommen worden, die vor allem
durch ihre lautstarken Parolen und Lieder auf Kurdistan aufgefallen sind. Aber
wir sind heil angekommen und wissen jetzt wie wir uns hier besser verhalten
können.
Unsere Schlussfolgerung lautet also, dass wir
den Osten verlassen. Der ist „einfach nicht unser Ding“. Aber diesmal geht es
getrennte Wege. Über eine Woche bin ich
jetzt mit Theresa und Mohammed gereist. Während erste sich nach ihrem
Unfall in Georgien zur Rückfahrt begeben hat, heißt es jetzt auch für die
letzten 2 verbleibenden Krieger Abschied zu nehmen. Mohammed wird in Richtung
Südküste ziehen und dabei einige interessante Städte überspringen, weil er
mittlerweile genug von gefährlichen Situationen hat und außerdem alleine reisen
wird. Ich hingegen begebe mich noch weiter nach Osten, verlasse sogar die
Türkei und betrete das sagenumwobene Persien im Iran. Es warten spannende
Zeiten….
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