Mittwoch, 13. Februar 2013

Diskriminierung und Kampf gegen den Terror

Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass ich endlich den Osten der Türkei verlassen habe. Vor allem außerhalb der Touristischen Saison ist der Osten ein gefährliches Pflaster. Auf jedes dritte Auto kommt ein Militärfahrzeug. Die Militärbasen in dieser Gegend sind gesäumt von hunderten bis zu den Zähnen bewaffneten Soldaten in Panzerwägen.
Winterlandschaft bei Kars
In dieser Gegend wird aktiv der Terrorismus bekämpft. Seit 30 Jahren gibt es unaufhörlich Konflikte zwischen der militanten kurdischen Gruppe PKK, die ein von der Türkei unabhängiges Kurdistan gewaltsam durchsetzen will, und dem türkischen Militär. Wenn man hier abends auf den Straßen unterwegs ist, dann muss man sich an den Kontrollposten einige Fragen gefallen lassen. „Wer bist du? Was machst du hier? Was hast du da in deiner Tasche? Woher kommst du gerade? Zu wem möchtest du?“.  Aber sobald du als Tourist identifiziert bist, ist das eigentlich alles kein Problem mehr. Die Gastfreundlichkeit der Türken umgibt mich wie ein Schutzschild. Meine Gastgeber in den jeweiligen Städten können sich jedoch nicht so glücklich schätzen. „Ich möchte auch respektiert werden! Aber Türken zeigen Türken gegenüber keine Toleranz! Ich hatte eine ganze Zeit lang einen Hund. Ihr wisst ja, dass Hunde hier aber meistens auf der Straße leben und deswegen ein Haus-Hund gesellschaftlich nicht toleriert wird. Wenn Fremde das machen würden, wäre das kein Problem. Aber mich hat in dieser Zeit kein einziger Mensch mehr auf der Straße gegrüßt. Das müsst ihr euch mal vorstellen!“, erklärte mir mein Freund Volkan an der jetzt weit entfernten Schwarzmeerküste. Doch hier im Osten sieht die Sache nochmal ein wenig anders aus. Mein Gastgeber Ugur erzählt mir folgendes: „Ich kann abends nicht vor die Tür gehen. Zu gefährlich. Ich kann nicht dort unten am See alleine angeln gehen – die würden mich einfach abknallen, wenn ich mich verdächtig verhalte. Und wenn ich das sage, dann meine ich beide Seiten. Das Militär und die PKK. In diesem Krieg wird jeder zur potentiellen Zielscheibe. Nur Touristen – die sind außen vor, weil sie mit der Sache nichts zu tun haben. Für euch ist es größtenteils ungefährlich“. Mir wird anders als ich seinen Worten lausche und mich daran erinnere wie wir hier in diese Stadt gekommen sind.
Naiv wie wir waren, sind wir im Dunkeln per Anhalter gefahren und haben uns gewundert, warum keines der vorbeifahrenden Autos anhält. Jetzt verstehen wir deren Angst. Nach 40 min bei -6° Celcius warten, sind wir schließlich von 2 Jungs mitgenommen worden, die vor allem durch ihre lautstarken Parolen und Lieder auf Kurdistan aufgefallen sind. Aber wir sind heil angekommen und wissen jetzt wie wir uns hier besser verhalten können.
Unsere Schlussfolgerung lautet also, dass wir den Osten verlassen. Der ist „einfach nicht unser Ding“. Aber diesmal geht es getrennte Wege. Über eine Woche bin ich  jetzt mit Theresa und Mohammed gereist. Während erste sich nach ihrem Unfall in Georgien zur Rückfahrt begeben hat, heißt es jetzt auch für die letzten 2 verbleibenden Krieger Abschied zu nehmen. Mohammed wird in Richtung Südküste ziehen und dabei einige interessante Städte überspringen, weil er mittlerweile genug von gefährlichen Situationen hat und außerdem alleine reisen wird. Ich hingegen begebe mich noch weiter nach Osten, verlasse sogar die Türkei und betrete das sagenumwobene Persien im Iran. Es warten spannende Zeiten….

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