Die iranische Wirtschaft liegt am Boden. Jobs gibt es selbst für gut
ausgebildete junge Menschen nur schwer zu finden. Iran hat zwar Öl, doch hat
kein Geld, um es in verwertbares Benzin zu raffinieren. Die Autos und die
Umwelt leiden darunter. An einigen Tagen ist die Verschmutzung so stark, dass
man in Teheran den 250 Meter hohen Milad Tower nicht mehr sieht. Aber auch das
Alltagsgeschäft ist betroffen. Viele Geschäfte, an denen wir tagtäglich
vorbeilaufen, sind geschlossen. Die Häuserfassaden sind selbst in den
wichtigsten Hauptstraßen seit Jahrzehnten nicht mehr renoviert worden und sehen
dementsprechend aus. Die Währung ist aufgrund der internationalen
Wirtschaftssanktionen um 50% zusammengebrochen. Für uns wird dadurch alles
spottbillig, während das geringe iranische Einkommen täglich um Wert verliert.
In wenigen Wochen wird hier im islamischen Zeitrechnung
Neujahr gefeiert. Traditionell ist es üblich in den Wochen zuvor viele Dinge
neu zu kaufen: Neu einkleiden, neue Möbel, neuer Teppich, neuer Haarschnitt.
Das islamische Neujahr bezeichnet zugleich auch einen neuen Lebensabschnitt.
Normalerweise sind die Geschäfte deshalb brechend voll, doch dieses Jahr wird
nur noch verhalten eingekauft. Es fehlt schlicht die Möglichkeiten sich
Luxusartikel zu leisten.
Aber weswegen eigentlich diese internationale Strafe gegen
die Republik? Der Grund liegt auf dem Verdacht begründet, dass Iran Atomwaffen
produziert und damit für den internationalen Frieden eine Gefahr darstellen
würde.
Ich stehe gerade in den Ruinen des einstigen Weltreiches der
Perser, als ein gigantischer Knall den Boden erbeben lässt. „Was war das?“,
frage ich angsterfüllt meine iranischen Gastgeber. „Ich hab keine Ahnung“. Das
beruhigt mich nicht gerade. Ich blicke um mich und suche nach der Quelle. In
40-100 km sehe ich eine weiße Wolke vom Boden aufsteigen, der einen ganzen Berg
im Nebel verhüllt. Die weißen Nebelschwaden werden immer höher und höher und
überragen schließlich die dahinter liegenden Berge. Ein Verkäufer, der uns
unsere Besorgnis anscheinend angesehen hat, tritt zu uns hinzu und erklärt mit ruhiger
Stimme dem Horizont zugewandt: „Die sprengen dort hinten den Berg weg. Keine
Sorge. Nichts Besonderes.“
Die Dunstwolke verfliegt langsam, ich stehe noch Minuten
lang dort und stelle mir, was wohl wäre, wenn....
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