Samstag, 23. Februar 2013

Power

Die iranische Wirtschaft liegt am Boden. Jobs gibt es selbst für gut ausgebildete junge Menschen nur schwer zu finden. Iran hat zwar Öl, doch hat kein Geld, um es in verwertbares Benzin zu raffinieren. Die Autos und die Umwelt leiden darunter. An einigen Tagen ist die Verschmutzung so stark, dass man in Teheran den 250 Meter hohen Milad Tower nicht mehr sieht. Aber auch das Alltagsgeschäft ist betroffen. Viele Geschäfte, an denen wir tagtäglich vorbeilaufen, sind geschlossen. Die Häuserfassaden sind selbst in den wichtigsten Hauptstraßen seit Jahrzehnten nicht mehr renoviert worden und sehen dementsprechend aus. Die Währung ist aufgrund der internationalen Wirtschaftssanktionen um 50% zusammengebrochen. Für uns wird dadurch alles spottbillig, während das geringe iranische Einkommen täglich um Wert verliert.
In wenigen Wochen wird hier im islamischen Zeitrechnung Neujahr gefeiert. Traditionell ist es üblich in den Wochen zuvor viele Dinge neu zu kaufen: Neu einkleiden, neue Möbel, neuer Teppich, neuer Haarschnitt. Das islamische Neujahr bezeichnet zugleich auch einen neuen Lebensabschnitt. Normalerweise sind die Geschäfte deshalb brechend voll, doch dieses Jahr wird nur noch verhalten eingekauft. Es fehlt schlicht die Möglichkeiten sich Luxusartikel zu leisten.
Aber weswegen eigentlich diese internationale Strafe gegen die Republik? Der Grund liegt auf dem Verdacht begründet, dass Iran Atomwaffen produziert und damit für den internationalen Frieden eine Gefahr darstellen würde.

Ich stehe gerade in den Ruinen des einstigen Weltreiches der Perser, als ein gigantischer Knall den Boden erbeben lässt. „Was war das?“, frage ich angsterfüllt meine iranischen Gastgeber. „Ich hab keine Ahnung“. Das beruhigt mich nicht gerade. Ich blicke um mich und suche nach der Quelle. In 40-100 km sehe ich eine weiße Wolke vom Boden aufsteigen, der einen ganzen Berg im Nebel verhüllt. Die weißen Nebelschwaden werden immer höher und höher und überragen schließlich die dahinter liegenden Berge. Ein Verkäufer, der uns unsere Besorgnis anscheinend angesehen hat, tritt zu uns hinzu und erklärt mit ruhiger Stimme dem Horizont zugewandt: „Die sprengen dort hinten den Berg weg. Keine Sorge. Nichts Besonderes.“
Die Dunstwolke verfliegt langsam, ich stehe noch Minuten lang dort und stelle mir, was wohl wäre, wenn....

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